25.11. - Flashmob zum Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, Mädchen und FLINTA*

Flashmob zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, Mädchen und FLINTA*, Bild: Paula Panke

Aktionen am 25. November zum #FreivonGewaltTag

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, an dem es seit 1981 jedes Jahr am 25. November weltweit Aktionen gibt, organisierte auch Paula Panke e.V. verschiedene Veranstaltungen.

Gespräch im Frauenladen Paula

Am 23. November 2022 trafen wir uns im Frauenladen Paula mit der Gleichstellungsbeauftragten des Bezirks Pankow, Stephanie Wittenburg, um über die Durchsetzung der Istanbul Konvention in unserem Stadtbezirk und in Berlin zu unterhalten. Mit dabei waren Sozialarbeiterinnen von Paula Panke, die über die aktuelle Situation in den Zufluchtswohnungen Auskunft gaben.

Die Istanbul Konvention ist das „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung gegen Frauen und häuslicher Gewalt“. Diese wichtige Menschenrechtskonvention hat auch Deutschland 2011 unterzeichnet und sich damit zur Einhaltung der darin festgeschriebenen Schutzstandards verpflichtet. Zum 10. Jubiläum der Unterzeichnung haben wir bereits einen Kommentar geschrieben.

In dem Gespräch wurde sehr schnell deutlich, dass es in Berlin zu wenig der vorgeschriebenen Schutzplätze gibt und auch Paula Panke die meisten Anfragen von Frauen in Gewaltsituationen ablehnen muss. Außerdem ist es wichtig, mehr im präventiven Bereich zu tun. Häufig sind Formen häuslicher Gewalt wie psychische Gewalt, ökonomische Gewalt und soziale Gewalt zu wenig bekannt.  Körperliche Gewalt bis hin zum Femizid sind nur der brutalste Ausdruck des immer gleichen strukturellen Problems – eines patriarchalen Machtanspruchs. Viele Betroffene und ihr soziales Umfeld wissen zu wenig darüber und erkennen daher zu spät, dass sich eine gewaltsame Situation anbahnt. Denn Untersuchungen zeigen, dass Gewalt in Partnerschaften sich in der Regel in einer sogenannten Gewaltspirale aufbauen. Weitere Informationen dazu gibt es hier auf unserer Webseite.

Da es im April 2022 auch in Berlin-Pankow einen Femizid auf offener Straße gegeben hat, verabschiedete die Bezirksverordnetenversammlung in seltener Einstimmigkeit aller Fraktionen im November 2022 elf Beschlüsse, um häuslicher Gewalt wirksamer zu begegnen. Es geht beispielsweise um verbesserte Information Betroffener, einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe „NEIN zu Gewalt an Frauen“ zum 25. November, einem Angebot für Täterarbeit sowie um ein festes Kontingent von Schutzplätzen in landeseigenen Neubauprojekten.

Tanzen gegen Gewalt

Am 24. November 2022 gab es bei Paula Panke e.V. einen Tanzworkshop mit AMAS Kollektiv „Nein heißt Nein!“. Unter Anleitung der beiden Künstlerinnen Melissa Palma und Floria Madas gab der Workshop den Teilnehmenden Raum, emotionale und biografische Erfahrung in Tanz und Bewegung auszudrücken.

Mithilfe von Elementen aus zeitgenössischem Tanz, Flamenco und Theater sensibilisierte der Workshop zum Nachdenken und dem Umgang mit geschlechtsspezifischer Gewalt, die Frauen tagtäglich erleiden. Im Ergebnis war es ein sehr berührender Abend, der Emotionen hervorspülte, nachdenklich machte und Verbindungen zwischen den teilnehmenden Frauen schuf.

Vorträge, Info-Stände und Demonstrationen

Am 25. November 2022 war das Team von Paula Panke an verschiedenen Orten aktiv. Einige besuchten eine Veranstaltung der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin – Stadt der Frauen e. V. (ÜPFI) „Die Macht der Sprache im Leben von Mädchen und Frauen“ im Abgeordnetenhaus von Berlin. Nach der Begrüßung durch den Parlamentspräsidenten Dennis Buchner informierte Helga Hentschel, Vorstand der ÜPFI, über die Rahmenbedingungen für präventives Handeln mithilfe der Istanbul-Konvention ein. Im Anschluss gab es zwei erhellende Fachvorträge:

  • Dr. Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin zum Thema:
    „Die Macht des Wortes: Gewalt gegen Frauen in der Sprache – Gewalt identifizieren – Gewalt begegnen“.
  • Dr. Christine E. Meltzer von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover zum Thema „Gewalt gegen Frauen im Kontext medialer Berichterstattung“.

Nach kurzem Netzwerken ging es weiter zu einem Flashmob auf dem Berliner Alexanderplatz, den Paula Panke gemeinsam mit BIG e.V. und Hestia e.V. initiiert hatte.

Flashmob auf dem Alex

25. November - Flashmob auf dem Alex mit Bahar Haghanipour und Amarghan Naghipour
Flashmob mit Bahar Haghanipour und Amarghan Naghipour, Bild: Paula Panke

Für ein gewaltfreies Leben für alle Frauen, Mädchen und FLINTA* (Frauen, Lesben, inter, nonbinäre, trans und agender Personen) wurden Vertreter*innen und Aktivist*innen verschiedener Berliner Frauenorganisationen ab 14 Uhr am Alexanderplatz laut. Ausgestattet mit Megafon und orangefarbenen T-Shirts für jede dritte Teilnehmerin machten wir am Fernsehturm und entlang der Rathauspassagen an verschiedenen Orten darauf aufmerksam, dass

  • in Deutschland jede 3. Frau seit ihrer Jugend körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt hat
  • in Deutschland jeden 3. Tag eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner stirbt.

Wir informierten, dass:

  • Tötungen von Frauen wegen ihres Geschlechts keine Beziehungsdramen oder bedauerliche Einzelfälle sind, sondern Feminizide. Das Wort Feminizid betont die Struktur der Gewalttaten und (Mit)-Verantwortung des Staates an Frauenmorgen.
  • Von der Gewalt nicht nur Frauen und Mädchen betroffen sind. Patriarchale Gewalt, die sich noch immer in alten Rollenzuweisungen manifestiert, richtet sich auch gegen FLINTA*.

Wir forderten:

  • mehr Schutzplätze für Frauen bzw. FLINTA*!
  • Ausbau und sichere Finanzierung der Beratungsangebote!
  • Ausbau und sichere Finanzierung der Präventionsangebote!
  • kein Umgangsrecht für Gewalttäter!
  • Ausbau von Täterarbeit!

Am Flashmob beteiligten sich auch Bahar Haghanipour, Sprecherin für Frauenpolitik und Gleichstellung von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus sowie Armaghan Naghipour, Staatssekretärin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung in der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Ihre Teilnahme unterstreicht, wie ernst inzwischen Politik und Verwaltung in Berlin das Thema Gewalt gegen Frauen, Mädchen und FLINTA* nehmen.

Infostände

Infostand am Leopoldplatz zum Tag gegen Gewalt an FLINTA*, Bild: Paula Panke
Infostand am Leopoldplatz zum Tag gegen Gewalt an FLINTA*, Bild: Paula Panke

Zeitgleich beteiligten sich Mitarbeiterinnen von Paula Panke e.V. am Infostand zum Tag gegen Gewalt an FLINTA* auf dem Berliner Leopoldplatz, organisiert von fembi e.V., Frühjahrsruf und Theodora stellt gleich e.V.

sowie an der Demonstration „Race, Resistance, Revolution“ der Alliance of Internation Feminists* am Rosa-Luxemburg-Platz.

Am Info- und Beratungsstand des bezirklichen Bündnisses gegen häusliche Gewalt im Erdgeschoß der Schönhauser Allee Arcaden standen Kolleginnen für Gespräche und Informationen bereit.

Tanzperformance

Performance "I, woman, invisible in the time"
Performance „I, woman, invisible in the time“, Bild: Nicolás Suárez

Am Abend trafen wir uns zur Tanzperformance „I, woman, the invisible in time“ von AMAS Kolletiv in der Evangelischen Luthergemeinde in der Pradelstraße, mit der wir die Veranstaltung organisiert haben. Eindrucksvoll verarbeiteten die Künstlerinnen Melissa Palma und Gloria Madas die weltweit zunehmende Gewalt gegen Frauen, Mädchen und FLINTA* in der Corona-Pandemie mit schauspielerisch-tänzerischen Mitteln sowie mithilfe audiovisueller Medien. Im anschließenden Gespräch brachte ein Mädchen im Vorschulalter mit ihren Fragen das Gewalt-Problem auf den Punkt:

  • Was bedeutet es, Frauen zu kolonialisieren?
  • Und auf die Antwort die Frage: Warum haben Männer die Macht dafür?

Ein emotionaler Abend, der zum Nachdenken und Weitermachen auffordert.

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