Beratung und Hilfe

Soforthilfe

In akuten Gewaltsituationen bitte an folgende Hotlines wenden:

BIG Hotline: Tel. 030 / 611 03 00 

oder per Mail: beratung@big-hotline.de

 täglich erreichbar von 0-24 Uhr

Frauenhilfetelefon: Tel: 0800 0116 016
oder Online Beratung

Die Mitarbeiterinnen haben eine Übersicht über freie Plätze und können weitervermitteln.

Eine Übersicht zu freien Plätzen bundesweit gibt es hier:

Was versteht man unter häuslicher Gewalt?

Häusliche Gewalt ist eine Form von Gewalt in Geschlechterverhältnissen. Sie geht von Partnern oder Ex-Partnern aus. Jede dritte Frau in Deutschland ist davon betroffen. Häusliche Gewalt ist psychisch sehr belastend. Denn sie findet zu Hause statt – an einem Ort, der eigentlich Schutz und Geborgenheit bietet sollte. Und sie geht von einem Menschen aus, dem man vertraut. 

In der Istanbul-Konvention wird Gewalt gegen Frauen definiert als
„eine Menschenrechtsverletzung und eine Form der Diskriminierung der Frau. (…) Sie bezeichnet alle Handlungen geschlechtsspezifischer Gewalt, die zu körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftlichen Schäden oder Leiden bei Frauen führen oder führen können, einschließlich der Androhung solcher Handlungen, der Nötigung oder der willkürlichen Freiheitsentziehung, sei es im öffentlichen oder privaten Leben.“

Die Istanbul-Konvention ist das „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.“ Am 11. Mai 2011 hat Deutschland diese wichtige Menschenrechtskonvention unterzeichnet. Paula Panke e.V. hat 2021 einen Kommentar zu 10 Jahren Istanbul Konvention verfasst.

Formen häuslicher Gewalt

Häusliche Gewalt ist ein komplexes Gewaltphänomen, das in verschiedenen Formen auftritt:

  • Körperliche Gewalt: schlagen, treten, mit Gegenständen werfen oder auch die unfreiwillige Einnahme von Drogen. Diese Form von Gewalt kann psychische und psychosoziale Folgen sowie Verletzungen auslösen, die, wenn sie zum Tod führen, als Femizid/Feminizid bezeichnet werden.
  • Psychische Gewalt kann in Form von Sprache – schreien, beleidigen, beschuldigen, bedrohen – aber auch von irritierenden, zermürbenden, erzwungenen Handlungen auftreten.
  • Unter sexueller Gewalt werden sexuelle Beleidigung, Belästigung, Vergewaltigung sowie erzwungene sexuelle Handlungen verstanden.
  • Soziale Gewalt steht im engen Zusammenhang mit Kontrolle und Freiheitseinschränkungen und führt meist zur Isolation der Betroffenen, wodurch die Hilfe von außen erschwert wird.
  • Ökonomische Gewalt umschreibt die Kontrolle und Einschränkung in Bezug auf Finanzen und führt zur ökonomischen Abhängigkeit.
  • Reproduktive Gewalt bezieht sich auf die Entscheidungsgewalt über Schwangerschaften, die entweder erzwungen oder verboten werden.
  • Digitale Gewalt beschreibt die Kontrolle und Überwachung mittels u.a. Anrufe, Kameras, Mikrofone – die Grenzen zum Stalking verschwimmen meist.
  • Stalking kommt häufig nach der Trennung vor und findet in Form von Belästigungen und Drohungen statt, z.B. Telefonterror, Cyberstalking, unfreiwilliges Schicken von Geschenken.

(Nach: Barbara Kavemann. Welche Formen häuslicher Gewalt kennen wir? )

Die Gewaltspirale – der Ablauf von häuslicher Gewalt

Gewalt in Partnerschaften oder im sozialen Umfeld tritt in unterschiedlichen Formen auf. Es gibt jedoch immer eine ähnliche Dynamik, die in vier Phasen unterteilt werden kann. Da zwischen den einzelnen Gewalttaten häufig ein Zusammenhang besteht, wird von einer Gewaltspirale gesprochen. Ein typischer Verlauf sieht in etwas so aus:

Phase 1: Spannungsaufbau:

  • Aufbau einer belastenden und angstgeprägten Atmosphäre über einen längeren Zeitraum durch psychische Gewalt der Tatperson
  • Betroffene versucht zunehmend jegliche Konflikte zu vermeiden und vernachlässigt ihre eigenen Bedürfnisse
  • Betroffene sucht Schuld meist bei sich selbst

Phase 2: Ausbruch physischer Gewalt:

  • Ausbruch physischer Gewalt als „Höhepunkt“ der langanhaltenden psychischen Gewalt
  • besondere körperliche Gefährdung von Frauen und ihren Kindern
  • Gewalttat löst häufig eine Handlung seitens der Betroffenen zum eigenen Schutz und der Kinder aus

Phase 3: Ruhe, Reue, Zuwendung:

  • Tatperson versucht nach Gewaltausbruch häufig, sich mit Betroffenen wieder zu versöhnen bzw. sie zu beschwichtigen durch Entschuldigungen, Reue, Versprechen…
  • bei Betroffener wird dadurch meist Hoffnung auf Verbesserung der Situation ausgelöst, weshalb sie verzeiht und bleibt
  • Gewaltspirale wird weitergeführt

Phase 4: Abschieben der Verantwortung:

  • auf versöhnliche Phase folgt gewöhnlich erneut psychische Manipulation seitens der Tatperson: weist Verantwortung für Gewalt von sich, rechtfertigt sich oder verharmlost Situation
  • Gewaltspirale beginnt von vorn

Das Muster der Gewaltspirale prägt leider auch die Weltsicht der Kinder, die das bei ihren Eltern erleben. Häufig führen sie als Erwachsene in ihren Beziehungen diese Gewaltspirale fort.

 (Nach: Die Gewaltspirale, Lucio Decurtins, S. 10 = PDF)

Was ist zu tun bei Fällen von häuslicher Gewalt?

Für Betroffen ist es entscheidend, zu erkennen, wann häusliche Gewalt beginnt. Sie sollten sich frühzeitig Hilfe organisieren, bevor sich die Gewaltspirale verschärft. Der erste Schritt ist, sich beraten zu lassen. Das ist z.B. bei Paula Panke e.V. und anderen öffentlichen Trägern (Link zu einer Liste weiterer Frauenberatungsstellen) möglich. 
Die Beratungsstellen unterstützen dabei, eine gewaltvolle Umgebung zu verlassen und zur Normalität zurückzukehren. Sie helfen dabei, Kontakt zu Behörden aufzunehmen und alle weiteren Schritte zu organisieren. Diese können in jedem Fall unterschiedlich aussehen. 

In sehr bedrohlichen Situationen gilt wie oben geschrieben sofort die BIG Hotline, das Frauenhilfetelefon oder die Polizei anrufen!

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