cover: eine Berliner Busfahrerin

Das Buch aus dem Hanser-Verlag, Foto: Paula Panke

Paulas Lese-Tipp: Eine Berliner Busfahrerin erzählt

„Wenn Frauen in Männer-Domänen vordringen“ – so könnte auch der Titel dieses Buches von Susanne Schmidt heißen, die ihre Erlebnisse als Berliner Busfahrerin aufgeschrieben hat. Es heißt jedoch: „Machen Sie mal zügig die Mitteltür frei“ – denn das ist einer der häufigsten Sätze, die sie in ihrem Berufsleben als Busfahrerin gesagt hat. Ohne ‚bitte‘ natürlich, sonst wirkt das in Berlin nicht.

Susanne Schmidt erzählt von der Schönheit des Berufs und den vielen berührenden bis wundersamen Begegnungen mit ihren Fahrgästen. Sicher wäre sie bis zur Rente Busfahrerin und damit eine der König*innen der Straße geblieben, wären da nicht die langsamen Mühlen einer seit dreißig Jahren mahlenden Männer-Domäne gewesen.

Überrascht von dem Aufruf der BVG, gezielt Frauen über 50 Jahren zu Busfahrerinnen auszubilden, hatte sie sich neugierig für den Neustart entschieden. In kurzer Zeit lernte sie viel über Busse, Technik und Tarife.

Sie erzählt von dem Widerwillen einiger Lehrer der Verkehrsakademie, Frauen auszubilden, von dem festen Glauben eines Fahrlehrers, dass Frauen unmöglich ihm ebenbürtig Kurven im Kreisverkehr lenken können bis hin zu offener Ablehnung: „Viele Busfahrer fühlten sich allein von dem geplanten Anstieg an Kolleginnen bedroht.“

Die Geschäftsleitung der BVG hatte offensichtlich beschlossen, die gesetzliche vorgeschriebene Frauenquote mal anzugehen, jedoch ohne alle Beteiligten mitzunehmen und die Arbeitsbedingungen anzupassen. Das fängt an bei dem Essensangebot in der Kantine (Kartoffelsalat, Pommes, Schnitzel) über fehlende Toiletten für Frauen – in der Verkehrsakademie und vor allem unterwegs – bis hin zu im doppelten Sinne des Wortes unterirdischen Pausenräumen für die Busfahrer*innen.

Lese-Tipp weil:

Bitte unbedingt lesen! Das Buch ist nicht nur unterhaltsam, weil direkt aus dem Leben gegriffen, sondern verlangt dem Leser im Nachhinein Hochachtung für die Busfahrer*innen ab, die uns rund um die Uhr sicher durch den dicksten Verkehr lenken und dabei mit den skurrilsten sozialen Situationen fertig werden müssen. Klar ist auch: mehr Busfahrerinnen und damit Veränderung im System BVG würde auch das Leben der Busfahrer viel schöner machen.

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