Maria Bühner und Katja Koblitz bei der Gedenkveranstaltung für Bettina Dziggel, Bild: Paula Panke

Maria Bühner und Katja Koblitz bei der Gedenkveranstaltung für Bettina Dziggel, Bild: Paula Panke

Bettina Dziggel – eine Aktivistin der DDR-Lesbenbewegung

Für die Besucher*innen war es ein ganz besonderer Abend: die Gedenkveranstaltung für Bettina Dziggel am 5. Juli 2023 im Frauenzentrum Paula Panke aus Anlass ihres ersten Todestages.

Gedenktafel für „Lesben in der Kirche“ in der Gethsemanekirche

Was die Anwesenden beschäftigte, war die noch zu spürende Erschütterung über den viel zu frühen Tod von Bettina und das Interesse an ihrem Leben als eine der zentralen Figuren der unabhängigen Lesben- und Schwulenbewegung in Ostdeutschland. Am Nachmittag desselben Tages war in der Berliner Gethsemanekirche feierlich eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Bewegung „Lesben in der Kirche“ enthüllt worden, an der Bettina Dziggel einen erheblichen Anteil hatte. Die Lesben in der Kirche entstanden 1982 in Ost-Berlin als erste eigenständige Lesbengruppe in der DDR. Mehr Infos dazu findet ihr unter dem Link https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/themen/feministisch-lesbisch-und-radikal-der-ddr-zur-ost-berliner-gruppe-lesben-der-kirche.

Gedenkort für lesbische Opfer im ehemaligen KZ Ravensbrück

Die Gruppe „Lesben in der Kirche“ initiierten das Gedenken an Lesben als Opfer des Nationalsozialismus durch Aktionen ab 1984 in der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Ravensbrück und ließen sich auch nicht durch Einschüchterungsversuche der DDR-Sicherheitsorgane davon abhalten. Bettina Dziggel gehört mit zu denen, die dafür sorgten, dass es heute in Ravensbrück überhaupt eine Erinnerungskultur an lesbische Opfer gibt. Der Gedenkort wurde erst am 1. Mai 2022 eingeweiht. Lest dazu unseren Blogbeitrag.

Der Film „Warum wir so gefährlich waren“

Ausführlich stellte die Wissenschaftlerin Maria Bühner, die derzeit an der Universität Leipzig zu Subjektivierung weiblicher Homosexualitäten in der DDR promoviert und Bettina Dziggel persönlich kannte, deren Bedeutung für ein queeres Selbstbewusstsein in Ostdeutschland dar. Maria Bühner gab uns einen sehr intensiven und berührenden Einblick in das Leben von Bettina Dziggel, insbesondere als prägende Figur der Lesbenbewegung in der DDR. Sie zeigte Ausschnitte aus dem Film „warum wir so gefährlich waren. Geschichten des inoffiziellen Gedenkens“, der noch nicht öffentlich zugänglich ist. Um den Nachlass bemüht sich das Spinnboden Lesbenarchiv und Bibliothek e.V., deren Geschäftsführerin Katja Koblitz ebenfalls vor Ort war. Sie hatte einige Stücke aus dem Nachlass von Bettina Dziggel wie deren Ausweis und Notizbücher dabei, die die Besucher*innen in weißen Handschuhen begutachten konnten.

Der Verdienst von Bettina Dziggel

Zu den besonderen Verdiensten von Bettina Dziggel gehörte, dass sie sich sehr früh selbstbewusst für ein lesbisches Leben und lesbische Selbstbewusstsein eingesetzt hat und andere bei deren Coming-out unterstützte. Sie trug dazu bei, lesbisches Leben sichtbar zu machen und für viele ist Bettina Dziggel selbst Vorbild geworden. Nach dem Ende der DDR hat sie sich intensiv um Zeitzeug*innenarbeit bemüht, ihre einzigartigen Fotografien aus den 1980er Jahren geteilt, Interviews gegeben und in Ausstellungs-, Buch- und Filmprojekten mitgewirkt wie bei „Tabuzonen lesbischer Sexualität“, „Out in Ostberlin“ oder „Rosarot in Ostberlin“. Zudem veranstaltet sie gemeinsam mit Peter Rausch bei queeren Stadtführungen lesbische und schwule Emanzipationsgeschichte in Ost-Berlin sichtbar.

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Bettina Dziggel gehört zu den politischen Persönlichkeiten, die ein Leben lang für echte Freiheit und Selbstbestimmung von LGBTIQ* gekämpft haben.

Notizbuch aus dem Nachlass von Bettina Dziggel - mit weißen Handschuhen angefasst, Bild: Paula Panke
Nachlass von Bettina Dziggel, Spinnboden Lesbenarchiv - Rechte vorbehalten, Bild: Paula Panke
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