Am 29. April 2022 wurde Zohra von ihrem Ex-Mann auf offener Straße in Berlin-Pankow erstochen. Sie hatte sich von ihm wegen häuslicher Gewalt getrennt. Alles deutet auf einen Mord aus frauenfeindlichem Motiv hin, eine geschlechtsspezifische Tötung. Wir nennen das Femi(ni)zid und verurteilen diese Tat zutiefst.
Einen Monat nach diesem Mord demonstrierten am 29. Mai 2022 in Pankow ca. 300 Menschen, um ihr Mitgefühl, ihre Trauer und Wut zu zeigen. Sie forderten Reaktionen der Politik auf diese furchtbare Tat und bessere Schutzmöglichkeiten für Betroffene.
Fehlende Schutzplätze bei häuslicher Gewalt
Nach wie vor fehlt es in Berlin an ausreichend Hilfeeinrichtungen, bei denen gewaltbetroffene Frauen Schutz finden können. In Berlin gibt es zurzeit etwa 750 Plätze in Frauenhäusern und Zufluchtswohnungen, die den Bedarf aber nicht decken können. Auch bei Paula Panke melden sich wöchentlich Frauen, die keinen Platz in einer Notunterkunft bekommen. Und das, obwohl Deutschland bereits im Mai 2011 die Istanbul-Konvention unterzeichnet hat – das Übereinkommen des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt.
Vor allem für Frauen mit vielen Kindern und insbesondere älteren Jungen ist es schwer einen Platz zu finden. So war das auch für Zohra, die im Vorfeld aktiv nach Hilfe für sich und ihre sechs Kinder gesucht hatte. Sie meldete die Gewalt ihres Mannes auch mehrfach der Polizei, ohne ausreichend Schutz zu erhalten. Dafür kritisierten die Demonstrierenden die Behörden und forderten, dass eine unabhängige Untersuchung des Verhaltens der Polizei zu ihren Anzeigen durchgeführt werden müsse. Denn es reiche nicht aus, dass die Polizei, wie momentan geplant, nur intern ihr Vorgehen auf Fehler hin prüft.
Femi(ni)zide: ein strukturelles Problem
Der Mord an Zohra hat in Berlin erneut einen notwendigen Diskurs ausgelöst: Femi(ni)zide müssen gestoppt werden. Dafür sind ein Ausbau des sozialen Hilfesystems, sowie ein gesellschaftlicher Wandel notwendig. Denn Gewalt gegen Frauen ist ein strukturelles Problem, wird aber viel zu oft als bedauerlicher Einzelfall abgetan. So kann die Gewalt immer weiter eskalieren.
Auf unserer Seite haben wir einige Informationen zu Formen und Phasen häuslicher Gewalt sowie Handlungsmöglichkeiten zusammengetragen. Klickt auf den folgenden Button:
Information und Hilfe bei häuslicher Gewalt
Ein Gedenkort für Zohra
In unmittelbarer Nachbarschaft des Tatortes haben sich Nachbar*innen zu einer Initiative zusammengeschlossen, die sich für einen Gedenkort einsetzen wollen. Das Frauenzentrum Paula Panke und weitere Akteur*innen der Zivilgesellschaft unterstützen dieses Vorhaben, dass der Tatort in Pankow ein Ort der Erinnerung wird. Dieser Ort soll über die Ursachen und Auswirkungen von Femi(ni)ziden informieren und ein Denkmal für die junge Frau sein, die auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben für sich und ihre Kinder getötet wurde.