Das Leben der Margarethe Freudenberg, Ausstellung "Ans Licht", Bild: Paula Panke

Das Leben der Margarethe Freudenberg, Ausstellung "Ans Licht", Bild: Paula Panke

Vernissage: „Ans Licht“ – Margarethe Freudenberg

Nach zwei Jahren Vorbereitung war es endlich so weit: Die Bilder von Margarethe Freudenberg kamen nach 120 Jahren endlich ans Licht. Ihre Urenkelin Almut Koch, Mitfrau bei Paula Panke e.V., hatte sich auf Spurensuche begeben und erforscht, was es mit den Arbeiten auf sich hatte, die so lange schon auf verschiedenen Dachböden lagerten.

Cellistin Anne Müller spielt bei Vernissage "Ans Licht", Bild: Paula Panke
Cellistin Anne Müller, Bild: Paula Panke

Seit der Vernissage am 3. Februar 2023 bei Paula Panke e.V. sind sie nun erstmals öffentlich zu sehen – noch bis Ende Juni. Neben Freunden und Interessierten waren viele der weitläufigen Familie aus ganz Deutschland angereist, um bei dieser Premiere dabei zu sein. Sichtlich aufgeregt erzählte Almut, was sie bei ihrer Spurensuche über die gemeinsame Urahnin herausgefunden hat. Eingerahmt war das Gespräch von Eigenkompositionen der Cellistin Anne Müller, die per Eigenloop passend zum Thema mit Tönen malte.

Wer war nun diese Margarethe Freudenberg?

Geboren 1876 in Berlin als 3. Kind einer gutbürgerlichen Familie, nahm sie vermutlich ab 1893 Zeichenunterricht in der Frauenklasse des Vereins der Berliner Künstlerinnen, wahrscheinlich bei den spätimpressionistischen Malern Franz Skarbina und Ludwig Dettmann. Es ist möglich, dass sie gemeinsam mit Paula Modersohn-Becker Unterreicht nahm. Bis 1900 entstanden mindestens 150 Kohle-, Rötel- und Bleistiftzeichnungen, Federzeichnungen und einige wenige Ölbilder. Nicht alle sind erhalten. Die sichtlich begabte junge Frau musste sich entscheiden. 1899 schreibt sie an ihren Verlobten Theodor Langner:

Ich höre nun doch mit meinem Malunterricht Ende des Monats auf (…) Ich denke, mein lieber Schatz hat später einmal mehr Freude an einer Frau, die die Wirtschaft versteht, als die den ganzen Tag malt.“

Vernissage "Ans Licht" mit Almut Koch, Bild: Paula Panke
Vernissage „Ans Licht“ mit Almut Koch, Bild: Paula Panke

Diesen Brief, geschrieben in Sütterlin-Handschrift, fand Almut in einem der Familienkoffer, die sie durchforstet hatte. Ihre Schwester transkribierte den Brief, damit Almut ihn überhaupt lesen konnte. Das also war die Ankündigung für das Ende eines künstlerischen Karriere. Mit ihrer Heirat 1901 und bis zu ihrem Tod 1939 hat Margarethe Freudenberg nicht mehr gemalt. Ihre sechs Kinder wussten nichts von ihrem künstlerischen Schaffen. Sie fanden voller Verwunderung die Arbeiten nach ihrem Tod auf dem Dachboden des Familienhauses.

Care Work statt Kunst

Die Künstlerin Margarethe Freudenberg hat sich sehr bewusst für Familie und gegen Karriere entschieden. Talent hatte sie, Chancen auf eine künstlerische Karriere als Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts eher weniger. Sie schätzte zudem offenbar richtig ein, dass sie nur einem richtig gerecht werden konnte: Familie oder Kunst. Und sie entschied sich für die Fürsorgearbeit (Care Work). Ein typisches Frauenschicksal – leider bis heute. Die unbezahlte Fürsorgearbeit steht Frauen noch heute im Weg, um ihre berufliche Karriere verfolgen zu können. Auch wenn die Einschränkungen bei Berufsausbildung und Studium schon lange aufgehoben sind. Die Erwartungen an weiblich gelesene Personen, unbezahlte Fürsorgearbeit zu leisten, werden in unserer Gesellschaft bis zur Gegenwart kaum hinterfragt.

Ausstellung besuchen

Wer die Bilder sehen und mehr über Margarethe Freudenberg sowie Almuts Spurensuche erfahren möchte, kann noch bis Ende Juni 2023 die Ausstellung im Frauenzentrum Paula Panke e.V. besuchen.

Almut Koch bietet Sonderführungen an folgenden Samstagen an:
4. Februar,
4. März,
22. April und
6. Mai
jeweils um 15, 16 und 17 Uhr.
Interessierte melden sich am besten an unter:
programm@paula-panke.de

Außerdem gibt es einen Katalog zur Ausstellung sowie ein Leporello mit 10 Postkarten der Arbeiten von Margarethe Freudenberg.

Katalog "Ans Licht" zur Ausstellung mit Arbeiten von Margarethe Freudenberg, Bild: Paula Panke
Katalog „Ans Licht“ zur Ausstellung mit Arbeiten von Margarethe Freudenberg, Bild: Paula Panke
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