Finissage: Ausstellung "Berliner Fenster" von Walerija Weiser

Finissage: Ausstellung "Berliner Fenster" von Walerija Weiser, Foto: Rafaela Beddig

Finissage: Ausstellung „Berliner Fenster“

Am 7. Juli 2025 endet die Ausstellung der Künstlerin Walerija Weiser „Berliner Fenster: Frauen erzählen von ihren besonderen Orten“. Etwa neun Monate begleiteten uns die 24 Foto-Collagen von Frauen und ihren Orten in der Stadt. Sie waren nicht nur Teil unserer Ausstellungswände – sie wurden Teil unserer Beratungen, Gruppen- und Netzwerktreffen, Teil von Diskussionen, Erinnerungen und neuen Perspektiven.

Die Idee hinter der Ausstellung

In ihrer Ausstellung verbindet Walerija Weiser ihr Interesse an Architektur- und Stadtaufnahmen mit der Faszination für weibliche Biografien. Die porträtieren Frauen teilten nicht nur einen für sie wichtigen Ort in der Stadt, sondern auch ihre persönliche Geschichte dazu. So wird sichtbar gemacht, was oft übersehen wird: wie Frauen Stadträume erleben, wie sie sich Orte aneignen, was ihnen fehlt – und was sie sich wünschen. Jeder Ort, jedes Porträt erzählt eine persönliche Geschichte.

Stadtplanung ist nicht geschlechtsneutral

In Workshops haben wir gemeinsam zum Thema „Orte für Frauen* in Berlin“ geschrieben, Collagen gestaltet, uns ausgetauscht. Es ging um Sichtbarkeit, aber auch um Verletzlichkeit, um Erinnerungen, Zugehörigkeit, Verdrängung und Widerstand. Es ging um den Bus als Tor zur Welt, um unbequeme Wege mit Kinderwagen oder Rollator, um Orte der Stärke, Orte des Rückzugs und Orte, die es (noch) nicht gibt.

Bei unserem Abschlussgespräch mit Walerija zeigt sich unsere zentrale Erkenntnis: Stadtplanung ist nicht geschlechtsneutral. Städte wurden von Männern für Männer gemacht – mit Betonung auf Geschwindigkeit, Profit und Autos. Doch eine feministische Stadtplanung ist möglich. Eine, die Barrieren abbaut, Sorgearbeit mitdenkt, Räume zum Verweilen schafft, in denen sich viele wiederfinden. Eine Stadt, in der auch marginalisierte Perspektiven Platz haben. Eine Stadt für alle.

Eine Stadt auch für FLINTA*

Gemeinsam gestalteten wir beim Abschlussgespräch eine Collage. Sie zeigt unsere Sorgen und Wünsche für unsere Stadt. Diese gehen oft Hand in Hand:

  • die Angst vor dem Rechtsruck und der Wunsch nach einer diversen und toleranten Gesellschaft
  • die Belastung und Frustration durch zu viele Autos und der Wunsch nach Grünflächen
  • der Wunsch nach mehr öffentlichen Toiletten, die am besten sauber und barrierefrei sind
  • der Wunsch nach weniger Aggression, weniger Solo-Trip und dafür mehr Zusammenhalt und Fürsorge

Ängste sind ein zentraler Punkt – oft ausgelöst durch Männer. Angst vor Cat-Calling, vor sexueller Belästigung, vor übergriffigen Kommentaren, Angst, verfolgt zu werden. Klar ist: Mehr Lampen im Park erhöhen zwar unser Sicherheitsgefühl beim Joggen, aber lösen nicht das Problem. Sicherheit und ein gleichberechtigter Zugang zum öffentlichen Raum kann es nur geben, wenn Männer mitgedacht werden. Wenn wir als Gesellschaft an unseren Männern und unserem Männerbild arbeiten. Die elektronischen Fußfesseln für gewaltbereite (Ex-)Partner erhöhen die Sicherheit von Betroffenen, dennoch bekämpfen sie ein Symptom und nicht die Ursache.

Die Foto-Collagen von Walerija und auch unser Bastelprojekt sind mehr als nur individuelle Geschichten. Sie zeigen ein gesellschaftliches Bild. Denn Räume sind nicht neutral. Wer Zugang hat, wer sich sicher fühlt, wer bleibt oder gehen muss, ist politisch. Wir müssen uns einsetzen für eine gerechte, barrierefreie, vielfältige Stadt.

Was kommt als Nächstes?

Walerija Weiser arbeitet bereits an ihrem nächsten Projekt: eine abstrakte Schwarz-Weiß-Serie über Träume. Dabei möchte sie sowohl schöne als auch albtraumhafte Träume visuell umsetzen und erforschen, ob es so etwas wie kollektive Träume gibt. Auch hier wird sie wieder Texte und Fotografie miteinander verbinden.

Aktuell ist noch nicht bekannt, wann und wo es die Bilder und Texte zu sehen geben wird. Wir als Team von Paula Panke wünschen ihr alles Gute und freuen uns auf weitere Veranstaltungen mit ihr.

Text: Wynona Peukert

Soforthilfe