Lesung "Die unbeugsamen Alten"

Lesung "Die unbeugsamen Alten", Foto: Paula Panke

Lesung mit Jasmin Tabatabai „Die unbeugsamen Alten“

 „Unsere Gemeinschaft wollte man zerstören – das konnten wir uns auf gar keinen Fall gefallen lassen“, beschreibt Ingrid Pilz die Situation von 2012. Sie ist eine der vielen Senior*innen aus der Stille Straße 10, die sich im Sommer 2012 zur Wehr gesetzt hat. Denn aus Worten wurden Taten und so kam es im besagten Sommer zur Hausbesetzung der Begegnungsstätte der Berliner Rentner*innen. Das Haus in der Stille Straße diente als Ort der Begegnung und beherbergte 29 Gruppen mit rund 300 Mitgliedern im Alter von 60 bis 95 Jahren. Am 6. März 2012 stimmte der Sozialausschluss Pankow für die Schließung der Freizeitstätte, um Einsparungen vorzunehmen. Es gab weder ein durchdachtes Konzept um die Gruppen weiterzuführen, noch wurde auf die Wünsche und Anliegen der Senior*innen eingegangen. Es schien nicht einmal so, dass jemand Wert darauf legte. Da entschieden sich die „Unbeugsamen Alten“ für die Rettung ihrer Gemeinschaft und zur Besetzung ihrer Begegnungsstätte.

Jasmin Tabatabai bei der Lesung "Die unbeugsamen Alten"

Aufruhr und Solidarität

Der Aufruhr und die Unterstützung innerhalb Pankows, Berlins und aus der ganzen Welt, waren groß. Es solidarisierte sich auch Schauspielerin, Synchronsprecherin und Musikerin Jasmin Tabatabai mit den Senior*innen aus der Stille Straße. Am Freitag, den 11. November 2022 las sie bei Paula Panke aus dem Buch „Die unbeugsamen Alten der Stille Straße 10“ vor und erweckte in ihrer Lesung die Geschichte von vor zehn Jahren wieder zum Leben. Die Senior*innen bedankten sich bei ihr sehr für die Unterstützung und Zusammenarbeit.

Die "unbeugsamen Alten" zu gast bei der Lesung, Foto: Paula Panke

Wir sind nicht wehrlos!

Im Anschluss der Lesung entstand ein Gesprächskreis mit den Teilnehmenden, indem die „unbeugsamen Alten“ nicht nur über damalige Gefühle und Situationen berichteten, sondern auch über den aktuellen Stand:  Nach zehn Jahren Besetzungskampf denkt die Politik wieder über die Schließung der Begegnungsstätte nach und es soll erneut über die Köpfe der Rentner*innen hinweg bestimmt werden. „Die denken, wir sind wehrlos, dumm und stumm – aber das sind wir nicht!“, erklärte eine der Teilnehmer*innen. Denn die Stille Straße 10 ist mittlerweile mehr als nur ein besetztes Haus in Pankow. Es ist ein Ort, an dem die Rentner*innen selbstbestimmt und eigenverantwortlich handeln und in eben diesem Handeln ernst genommen werden. Hier werden sie gehört, verstanden und können sich den Raum nehmen, der ihnen einst verweigert werden sollte. An dieser Gemeinschaft lohne es sich festzuhalten, meinte Jasmin Tabatabai und wünschte den Senior*innen weiterhin viel Erfolg für ihre aktiven Bemühungen, ihre Begegnungsstätte am Leben zu erhalten.

Wir von Paula Panke e.V. sind beeindruckt von der Entschlossenheit der Besetzer*innen und bedanken uns bei allen Gästen der Stille Straße 10 und bei Jasmin Tabatabai für den unterhaltsamen, aufdeckenden, verbindenden und tiefgreifenden Abend.

Teilnehmer*innen der Lesung
Soforthilfe